Presse – Köln Nachrichten v. 08.04.98

8. April 2009 at 14:45 Hinterlasse einen Kommentar

Streit um Zwischenlösung bei der städtischen Kita

Sülzgürtel

08-04-2009 15:40:00

Sie können noch nicht verstehen, warum ihr Haus weichen muss, die Kinder der städtischen Kindertagesstätte Sülzgürtel.
Sie können noch nicht verstehen, warum ihr Haus weichen muss, die Kinder der städtischen Kindertagesstätte Sülzgürtel. :: ClickBild=Vollbild

Die städtische Kindertagesstätte Sülzgürtel 47 auf dem Gelände der Kinderheime Sülz soll bis spätestens Ende des Jahres geschlossen werden. Nun regt sich Unmut unter den Eltern. Der Grund: Die 2007 versprochene Lösung, die Kindertagesstätte übergangsweise im alten Verwaltungstrakt der Kinderheime unterzubringen, ist nicht mehr aktuell. Stadtverwaltung und Kinderheime (Ki d S als eigenbetriebsähnliche Einrichtung gewerblicher Art) suchen derzeit fieberhaft nach Ausweichmöglichkeiten für die insgesamt 48 Kinder der städtischen Betreuungseinrichtung. „Viel zu spät“, findet Georgios Chatzoudis, der selbst zwei Söhne in der Kita betreuen lässt. „Das ist blamabel und führt nun zu unannehmbaren Engpässen in der Kinderbetreuung. Die Stadt stellt entgegen eigener Bekundungen das Interesse von Kinder nicht in den Vordergrund und missachtet damit auch bundespolitische Ziele“, so das wenig löbliche Fazit der Elternschaft. Der Elternvertreter fordert, genau wie die Mehrheit der Betroffenen, eine schnellstmögliche und wohnortnahe Lösung, „die auch pädagogischen Belange“ berücksichtigt. So wurde unter anderem angedacht, die derzeit 48 Kinder in drei Betreuungsgruppen auf andere umliegende Kindertagesgruppen zu verteilen. Die schlechteste aller Lösungen, fasst Chatzoudis die Meinung des Elternrats zusammen. Auch der Lösungsvorschlag, eine Verlagerung der Kita an die Europaschule nach Köln-Zollstock, wird längst nicht von allen befürwortet. „Rund 60 Prozent der betroffenen Eltern würden ihre Kinder auch nach Zollstock bringen, allerdings nur unter Auflagen“, beschreibt der zweifache Familienvater die derzeitge Stimmungslage. Hier stehe das Jugenddezernat in der Verantwortung. Allerdings wollte sich dort in dieser Woche niemand zu der Sache äußern.

Suche nach Lösungen

Lie Selter (Mitte) und Projektsteuerer Helmut Tappert (vorne links) nach einer Präsentation vor dem Jugendhilfeausschuss im Dezember 2007 mit den Vertretern des damaligen Projektteams.
Lie Selter (Mitte) und Projektsteuerer Helmut Tappert (vorne links) nach einer Präsentation vor dem Jugendhilfeausschuss im Dezember 2007 mit den Vertretern des damaligen Projektteams. :: ClickBild=Vollbild

“Ziemlich erschüttert” reagierte Lie Selter, Leiterin der ehemaligen Kinderheime, die jetzt Ki d S heißen, auf die Vorwürfe. Seit 18 Monaten bemühen sich Selter und ihr Kollege, Projektsteuerer Helmut Tappert, Ersatz- und Übergangsräume für die insgesamt 14 Mietparteien bereit zu stellen. „In einigen Fällen haben wir bereits langfristige Lösungen gefunden“, erklärte Selter. Dies gilt aber nicht für die städtische Kindertagesstätte. Dort steht bis „Mitte bis Ende des Jahres“ der Umzug an, wie die Ki d S-Leiterin bestätigt. Hinzu kommt, dass im Stadtteil Sülz die Zahl der zu erwartenden Kleinkinder in den kommenden Jahren eine Ausweitung der Betreuungskapazitäten um rund das Doppelte notwendig macht. Die derzeit drei Gruppen in der städtischen, eine weitere in der privat geführten Einrichtung „Kinderladen e.V.“ sowie eine kleinere Krabbelgruppe müssen aber bis spätestens Ende des Jahres ihren bisherigen Standort verlassen, da dort nach den Zeitplänen der Grundstückseigentümer die Bestandsgebäude geräumt und wo nicht unter Denkmalschutz stehend abgerissen werden müssen. Ein Ersatzbau für die städt. Kita auf der anderen Seite der Neunhöfer Allee in Richtung Beethovenpark (Elzstraße) ist zwar in der Planung, die Fertigstellung wird aber erst für das Jahr 2011 erwartet. Auch auf dem Areal der Kinderheime selbst soll eine neue dreigruppige Tageseinrichtungen in freier Trägerschaft (Fröbel gGmbH) eingerichtet werden. Aber auch das braucht Zeit und bedeutet für die jetzt am Sülzgürtel betreuten Kinder über einen Zeitraum von mindestens 18 Monaten die Notwendigkeit, einen Alternativstandort zu finden. Und der Vorschlag mit der Unterbringung in Zollstock haben die Vertreter des Elternrates, wenn auch zähneknirschend, zugestimmt, räumte die Ki d S-Leiterin ein. Sie und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wollen aber weiter „alles Menschenmögliche tun, um zu einer guten Lösung zu kommen“, versicherte Selter abschließend.

Enttäuschte Eltern

Der Vorschlag Raderberg sei neben dem bereits Erwähnten Ansatz, die Kinder getrennt an anderen Einrichtungen unterzubringen, der Einzige gewesen, der aus den Reihen der städtischen Verantwortlichen kam, entgegnet Chatzoudis. Andere Standortvorschläge seitens der Eltern wurden durchweg abgelehnt. Mit seiner Meinung steht der zweifache Familienvater keineswegs alleine. Auch für die anderen Eltern werde die Zeit nun knapp. Noch im März 2007 wurde den Eltern bei einer öffentlichen Anhörung zugesichert, dass eine wohnortnahe Unterbringung ihres Nachwuchses auf dem Areal der Kinderheime sichergestellt sei. „Dazu gibt es ein schriftliches Protokoll“, bestätigte Chatzoudis. Aber erst vor wenigen Wochen wurde den Eltern mitgeteilt, dass der Auszug aus der bisherigen Immobilie bis spätestens Mitte/Ende dieses Jahres bevorsteht. „Wir haben das Gefühl, die Stadt spricht mit zwei Zungen“, erklärte Chatzoudis im Gespräch mit Köln Nachrichten. Schließlich wisse die Stadt und ihre verantwortlichen Bedarfsplaner bereits seit mehr als drei Jahren, dass ein Verkauf auch den Auszug der dort ansässigen Kindertagesstätte nach sich ziehen muss. Und so wächst der Ärger und die Sorge der Eltern, wo sie ihre Kinder nach der Räumung zur Betreuung hinschicken. Zur Not, so der Elternvertreter abschließend, würden die Eltern sogar Container akzeptieren, die man auf dem Areal aufstellen kann. „Am Geld kann es nicht liegen, schließlich erhält die Stadt etwas über 100 Millionen Euro aus dem Konjunkturpaket der Bundesregierung und das größte Teil davon soll für Bildung ausgegeben werden“, so Chatzoudis abschließend. In den kommenden Wochen wollen sich die Verantwortlichen der Stadt und die Eltern ein weiteres Mal zusammensetzen und über mögliche Alternativen zu diskutieren. Die betroffenen Eltern bedauern allerdings, dass der auf den 11. Mai angesetzte Termin erst so spät komme. „Die Sorge wächst mit jedem Tag“, bringt der Vertreter der Elternschaft die Stimmung auf den Punkt.

Der Plan in der Übersicht. So sollen künftig nach den derzeitigen Entwürfen die Baukörper angeordnet werden. Entwürfe: Luczak Architekten Köln
Der Plan in der Übersicht. So sollen künftig nach den derzeitigen Entwürfen die Baukörper angeordnet werden. Entwürfe: Luczak Architekten Köln :: ClickBild=Vollbild

Das Areal der Kinderheime Sülz soll im Laufe der kommenden Jahre vermarktet werden. Für die Vermarktung und die notwendigen Vorbereitungen ist aber nicht die Stadt direkt, sondern eben jene eigenbetriebsähnliche Einrichtung gewerblicher Art, die Kinder- und Jugendpädagogischen Einrichtungen (Ki d S) zuständig. Sieben Baufelder müssen jeweils unterschiedlich baufertig gemacht werden. Einige der Baufelder, die an Investoren veräußert werden, mussten sogar in eine europaweite Ausschreibung. Und da die Sanierungskosten nach dem Stand Anfang 2006 alleine rund 27 Millionen Euro gekostet hätten, sei auch der Verkauf der gesamten Liegenschaft samt Grundstück günstiger gewesen, zumal die zentrale Unterbringung von Kindern in den Kinderheimen längst nicht mehr modern ist. Das Geld landet übrigens nicht in einer privaten Schatulle oder wird in den städtischen Haushalt eingestellt, sondern soll dem weiteren Ausbau der Kinderheime zugute kommen. Auch deren Verwaltung und Hauptanlaufstelle soll nach den ursprünglichen Planungen an einen anderen Ort verlegt werden. Zudem sollen die bislang in den Kinderheimen betreuten Kinder und Jugendliche dezentral untergebracht werden, vop allem dafür sei das Geld aus dem Verkauf des Grundstücks vorgesehen.

Kommentar

Das Bild der Stadtverwaltung, bei der die eine Hand nicht weiß, was die andere gerade unternimmt, gewinnt an diesem Beispiel eine neue Facette. Im Februar 2006 beschloss der Rat der Stadt Köln den Verkauf des 45000 Quadratmeter großen Grundstücks. Im Spätherbst des gleichen Jahres präsentierten die Verantwortlichen den Siegerentwurf eines Kölner Architekten und im darauffolgenden Frühling gab es eine relativ entspannte Bürgerversammlung, bei der die Verantwortlichen bemüht waren, den Eindruck zu erwecken, alles wäre gut. Doch dann tauchten die ersten Probleme auf, die jetzt mit der völlig missratenen Planung der Kinderunterbringung ihren vorläufigen Höhepunkt hat. So gut das Konzept einer dezentralen Unterbringung von Ki d S-Kindern auch ist und so sehr die Politik auch versucht, die Weiterentwicklung des Grundstücks nicht in eine sondern in viele Investorenhände zu legen. Alles gut, alles richtig – so weit. Aber weil die Kinder- und Jugendpädagogische Einrichtung Ki d S quasi alles alleine organisieren muss, wirkt das gesamtstädtische Handeln nicht zum ersten Mal wie pure Flickschusterei, Pannen wie die nun zu Tage tretende Fehlplanung mit eingeschlossen.

Dabei gibt es klare Zuständigkeiten, verantwortlich für die Kindergartenplanung ist die Stadtverwaltung, namentlich das Dezernat für Schule und Jugend. In einem Stadtteil, der prozentual mit die höchste Kinderzahl in Deutschland überhaupt aufweist, eine Kita zu schließen, ohne sich um einen direkten Übergang bei der Unterbringung zu kümmern, ist schlicht ein Unding. Da wird der Anspruch einer kinderfreundlichen Stadt mit Füßen getreten, zumal die Bedarfszahlen nicht vom Himmel gefallen sondern seit langem bekannt sind. Zwar gibt es inzwischen Notlösungen, wie den vorgeschlagenen Umzug nach Zollstock. Aber es bleibt die pure Notlösung, wo frühzeitige Planung und Sicherstellung notwendig wäre. Es macht den Eindruck, als ob einige Verantwortliche hier fast drei Jahre lang darauf gehofft haben, es würde eine Kita vom Himmel fallen und alle Probleme auf einen Schlag lösen. Dieses Wunder ist nicht eingetreten und die Eltern sind zurecht besorgt über die Schlafmützigkeit der zuständigen Stellen. Und nicht zum ersten Mal darf man sich zu Recht über die mangelhafte Informationspolitik der Verantwortlichen wundern. Da werden widersprüchliche Versprechungen gemacht, die anschließend auf einmal nicht mehr gelten sollen, bis das Kind im sprichwörtlichen Sinne in den Brunnen gefallen ist. Zwar soll ab 2011 alles besser werden, aber bis dahin müssen die Kinder des Viertels eben auch betreut werden. Man darf den Eltern nur wünschen, dass die Stadt sich zu einer guten Lösung durchringt. Der Umzug nach Zollstock und die damit de facto verbundene Zerschlagung der drei Kita-Gruppen ist eher das Gegenteil.

Quelle: http://www.koeln-nachrichten.de/lokales/stadtteile/koeln_suelz_kindertagesstaette_schliessung.html

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Schreiben des Dezernates für Bildung, Jugend und Sport, Frau Dr. Agnes Klein an die Elternschaft der Städtischen Kindertagesstätte Sülzgürtel 47: KStA vom 9./10.04.09

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